Einladung Tagung

MAKING auf dem MINTart-Campus

Wie qualifizieren wir die Schüler:innen für die Welt von morgen?

Fachtagung der Gustav-Falke- und der Ernst-Reuter-Schule 

15. November 2022

 

Tagungsplakat

Foto: Dr. D. Podkaminski

Unter dem Motto "Making auf dem MINTart-Campus Bernauer Straße" trafen sich am 15.11.2022 Lehrkräfte, Erzieher:innen, Mitarbeiter:innen der Regionalen Schulaufsicht und der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sowie MINT-Begeisterte von außerschulischen Partnern in der Gustav-Falke-Grundschule. Ziel der Tagung war es, mit Akteur:innen aus der formellen und informellen Bildung sowie der Verwaltung die Zukunft des Makings in der Schule sowohl als grundsätzliche pädagogische Haltung als auch als Möglichkeit für die konkrete Unterrichtsgestaltung zu diskutieren, neue Inhalte und Herangehensweisen kennenzulernen sowie Anregungen für mögliche Kooperationen mit außerschulischen Partnern zu geben.

Tagungseröffnung

Die Aula der Gustav-Falke-Grundschule während der Eröffnung der Tagung

(Foto: Dr. D. Podkaminski)

Grußwort der Senatorin

Die Senatorin für Bildung, Jugend und Bildung betonte in ihrem Grußwort, das in Vertretung von der Referentin für Naturwissenschaften und WAT der Senatsbildungsverwaltung, Frau Dr. Schlösser, vorgetragen wurde, die Bedeutung der Kooperation beider Schulen und die Besonderheit, dass hier zwei Schulen gemeinsam eine Fachtagung auf die Beine gestellt und damit nicht nur die eigene Fortbildung organisiert haben, sondern auch bewusst in die Öffentlichkeit gegangen sind:

Astrid-Sabine Busse

"

Foto: Anne Moldenhauer / SenBJF  © Lena Giovanazzi

Der Campus-Gedanke - das gemeinsame Arbeiten, das Kooperieren und Kommunizieren über die Einrichtungsgrenzen hinweg, erleichtert den Kindern den Übergang, schafft einen kontinuierlichen, abgestimmten Lernprozess und fördert Begabungen nachhaltig. Sie leben hier am Standort das Lernen von der 1. bis zur 13. Jahrgangsstufe - das ist etwas Besonderes. Dieser Prozess des gemeinsamen Tuns ist und bleibt eine Herausforderung, der sich alle Lehrkräfte der beiden Campus-Schulen mit großen und kleinen Erfolgen stellen.

Sie fragen sich bei Ihrer täglichen Arbeit, wie die übergeordneten Kompetenzen Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken im Schulalltag optimal entwickelt werden können. Sowohl bei problem- als auch bei erfahrungsbasierten Ansätzen kann der Forderung nach mehr Kompetenzorientierung am besten nachgekommen werden, da kreatives Problemlösen, analytisches Denken, kollaboratives Verhalten und Anpassungsbereitschaft aktiv mitgefördert werden - eben der Making-Ansatz, dem sich die heutige Tagung widmet.

Ob nun wirklich neu oder nur neu benannt, die beschriebenen Fähigkeiten sind in unserer heutigen Arbeitswelt ein Schlüssel zur Beschäftigungsfähigkeit. Es ist ein Weg, um für das Leben zu lernen.


Astrid-Sabine Busse - Senatorin für Bildung, Jugend und Familie

Grußworte der beiden Schulleitungen

Foto Sabine Gryczke

Making befördert die Ausprägung der Zukunftskompetenzen: Kreativität, Kommunikation, Kollaboration und kritisches Denken.

Während die Kinder zu Handelnden werden,  nehmen die Lehrkräfte die Funktion von Wegbegleitenden und Beratenden ein.

Diese Erfahrungen werden die Selbstwirksamkeit der Kinder bestärken und sie in der Gesamtheit besser befähigen, den Anforderungen der zukünftigen Arbeitswelt entsprechen zu können.

Sabine Gryczke

Leiterin der Gustav-Falke-Grundschule

Andreas Huth

Unsere Schüler:innen werden das Ende des 21. Jahrhunderts erleben und damit voraussichtlich große Veränderungen und Herausforderungen in fast allen Lebensbereichen erfahren. Durch das Making bieten wir ihnen die Chance, interessengeleitet und kreativ eigene Fragestellungen und Ideen neugierig tüftelnd zu entwickeln und umzusetzen. Somit haben wir die Chance, Schule zu einer Gemeinschaft des Wissenserwerbs und der Kreativität weiterzuentwickeln, die mit dazu beiträgt, dass Kinder und Jugendliche selbstbestimmt an Lösungen für die Gesellschaft der Zukunft mitarbeiten.

Andreas Huth

Leiter der Ernst-Reuter-Schule

Kann Making dabei helfen, die Schule von morgen zu gestalten?

Den inhaltlichen Auftakt der Tagung bildete eine umfangreiche KeyNote von Dr. Melanie Stilz über die Herausforderungen der gesellschaftlichen Entwicklung an die Schule, den Beitrag der Digitalen Bildung für die Bewältigung dieser Herausforderungen und die Rolle des Pädagogischen Makings in diesem Prozess.

Als renommierte Wissenschaftlerin im Feld der Maker Education und der Digitalen Bildung sowie als Leiterin des Referats "Digitale Schulentwicklung und Medienbildung" im Brandenburger Ministerium für Bildung, Jugend und Sport spannte sie einen weiten Bogen von den 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen über die zentralen Aspekte der Digitalisierung bis hin zu den Konsequenzen für Bildungsprozesse in der heutigen - digitalen - Welt. 

Die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien und Technologien sowie die unterschiedlichen Perspektiven für eine Umsetzung - anwendungsbezogen (wie nutze ich etwas?), technologisch (wie funktioniert etwas) und gesellschaftlich-kulturell (wie wirkt etwas?) - erläuterte sie am "Haus der digitalen Bildung" (Diethelm/Brinda 2020 - s. Grafik) und setzte sie in Bezug zu den "21st century skills", also den vier Kernkompetezen kritisches Denken und Problemlösung, Kreativität und Innovation, Kommunikation und Kollaboration (s. Grafik v. Nicole Steiner). 

Ausgehend von dem Lernmodell des amerikanischen Philosophen und Pädagogen John Dewey (1859 - 1952) und seiner besonderen Betonung der Bedeutung von konkreten Handlungssituationen für die Entwicklung abstrakter Konzepte (im Sinne eines reflexiven "Learning by Doing") stellte sie schließlich das pädagogische Making als Bildungsansatz und zentraler Methode für die Realisierung einer zukunftsorientierten Lernkultur vor, die zum einen die Lebens- und Arbeitswelt der Lernenden in den Mittelpunkt stellt und gleichzeitig "gesellschaftliche Kreativstrukturen im Sinne einer Bearbeitung von Problemlösungsprozessen durch Kooperation, Kommunikation sowie Kollaboration" * aufgreift.

-----------

* Das Zitat stammt aus dem Beschluss der Kulturministerkonferenz "Lehren und Lernen in der digitalen Welt" v. 09.12.2021.

Der Vortrag von Dr. Melanie Stilz kann hier als pdf heruntergeladen werden.


Foto Melanie Stilz

Foto: Dr. Melanie Stilz

Haus der digitalen Bildung

Grafik: Diethelm/Brinda 2020

21st century skills

Filmaufzeichnung des Vortrags von Dr. Melanie Stilz

filmische Dokumentation der Tagung:

  • Einführung (Meinhard Jacobs)
  • Grußworte der Schulleitungen (Sabine Gryczke und Andres Huth)
  • Grußwort der Senatorin für Schule, Jugend und Familie (in Vertretung vorgetragen von Dr, Jana Schlösser)
  • Hauptreferat (Dr. Melanie Stilz)

filmische Blitzlichter

Nach dem Vortrag von Frau Stilz stellte Meinhard Jacobs kurze Videos aus der Praxis der Maker Education in unterschiedlichen Institutionen vor.

1. Worum geht es bei der MAKER EDUCATION?

Bei dem Film handelt es sich um einen Trailer für ein MOOC-Kurs "Maker Education" der Universität Graz. Angebot der Universität Graz. MOOC (= massive open online course) sind weltweit zugängliche und kostenfreie online-Kurse. Sie kombinieren traditionelle Formen der Wissensvermittlung wie Videos, Lesematerial und Problemstellungen mit Foren, in denen Lehrende und Lernende interagieren und in virtuellen Lerngruppen interagieren. Dieser kurze (1:06 min) Trailer gibt eine allgemeine Einführung in einige Grundbegriffe des pädagogischen Makings. Die vollständige Playlist zum Kurs kann hier abgerufen werden.

2. The Impact of Maker Education

Der Film der amerikanischen Non-Profit-Organisation "Maker Education Initiative" (MakerEd) fasst in 2:35 min die positiven Erfahrungen, die Lehrkräfte mit der Maker Education und den Angebote von MakerEd machen, in kurzen Statements zusammen. Wichtige Aussagen:

  • jeder kann Erfolg haben
  • es gibt nicht eine Antwort, sondern viele
  • ich habe mehr darüber gelernt, wie ich unterrichte als was ich unterrichte
  • making change the world...

3. Maker Day for Kids - Einführung in die Maker-Bewegung

In der Tagung wurde nur ein gut vierminütiger Ausschnitt aus diesem Film (hier: 8:10 min) gezeigt, in dem Dr. Sandra Schön vom BIMS e. V. (= Bildung Innovation Migration Soziale Exzellenz) am Beispiel der ersten Maker Days for Kids 2015 in Bad Reichenhall unter anderem die Wurzeln und Traditionen des Makings und ihre Verbindungen zur Arbeit von Pädagoginnen und Pädagogen wie Maria Montessori, Célestin Freinet, Jean-Paul Piaget, John Dewey und Seymour Papert.

Die "Maker Days for Kids" sind offene, digitale und temporäre Werkstätten für Kinder, die seit 2015 in verschiedenen deutschen und österreichischen Städten durchgeführt wurden und weiterhin werden. Hier kommt man zur Website der Maker Days, und hier gibt es eine Zusammenstellung von Videos aus den vergangenen Jahren.

4. Der MakerSpace als "Ort der Unbestimmheit" - Ernst-Reuter-Schule Karlsruhe

In diesem Film (2:34 min) erläutert Micha Pallesche, der Leiter der Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe, sein Verständnis vom Making als neuer Form des Lernens, weg vom lehrerzentrierten und gleichsam vorbestimmten Unterrichten hin zum freieren, spielerischen und entdeckenden Gestalten.

5. Der MakerSpace von Hohenloher

Dieser Film (2:33 min) ist eigentlich eher ein Werbefilm des Hohenloher Spezialmöbelwerks in Öhringen. Wir haben uns trotzdem entschieden, den Film aufzunehmen, weil er zeigt, was heute technisch möglich ist, wenn eine Schule - die Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe - systematisch mit einem Wirtschaftsunternehmen zusammenarbeitet und gemeinsam ein Konzept für fächerübergreifende MINT-Lernlandschaften und MakerSpaces entwickelt. 

Hier kann man sich zusätzlich die Website des Hohenloher Spezialmöbelwerks ansehen.

6. Das PerLenWerk der Richtsberg-Gesamtschule Marburg

Die Richtsberg-Gesamtschule in Marburg hat mit dem PerLenWerk (= Personalisierte Lernumgebung und Werkstätten) ein Gesamtkonzept für eine nachhaltige Schulentwicklung etabliert, in dem der MakerSpace eine besondere Rolle spielt. Schüler:innen zeigen und erläutern, was sie hier machen können. (5:04 min)

7. Making und MakerSpace - Ein zeitgemäßes Lernsetting für die Schule

Der Bericht aus einer Schule in Wigoltingen aus dem Schweizer Kanton Thurgau macht in knapp 4 Minuten deutlich, welche enormen pädagogischen, didaktischen und fachlichen Potenziale im MakerSpace stecke. Aspekte wie Kreativität, Problemlösefähigkeit, Future Skills und Interdisziplinarität spielen hier eine besondere Rolle.

8. Making an der Gustav-Falke-Schule

Bei diesem Film (4:58 min) handelt es sich um einen Auszug aus einem längeren Beitrag zur Arbeit im MakerSpace an der Gustav-Falke-Grundschule.

Ein Schulversuch zur Ausweitung und Vertiefung der Arbeit im MakerSpace befindet sich zurzeit in der Antragstellung.

9. MakerSpace für Schule - einfach machen!

Schüler:innen der Robert-Bosch-Gesamtschule in Hildesheim - UNESCO-Projektschule und Trägerin des Deutschen Schulpreises 2007 - haben im Rahmen eines Hackathons 2021 vielfältige Ideen zur Realisierung eines MakerSpaces entwickelt. Sie beschreiben diesen Prozess im Film (5:16 min).

10. Rollenwechsel im MakerSpace

Eine kleine Schweizer Schule in der Nähe von Zürich hat die MakerSpace-Tage genutzt, um einen Rollenwechsel zu erproben: Oberstufenschüler:innen unterrichten Schüler:innen einer 6. Klasse. Im Film (2:58 min) werden die Erfahrungen anhand von Statements jüngerer und älterer Schüler:innen erläutert.

Workshops

Die hervorragende Verpflegung für die rund 100 Teilnehmer:innen während der Mittagspause stellte die Schülerfirma ersbase der Ernst-Reuter-Schule bereit.

Gleich im Anschluss ging es in die neun unterschiedlichen Workshops des Tages.

Heiko Matschull von der Klax Schule diskutierte in seinem Workshop "Einen MakerSpace einrichten" die infrastrukturellen Bedingungen, die für den Aufbau eines MakerSpace gegeben sein sollten.

Günter Baumgarn von der Stadtbibliothek Berlin-Mitte kam gleich mit einem ganzen Bus zur Veranstaltung, dem Makermobil. Das Makermobil hat alles dabei, was ein MakerSpace braucht und kann von den Schulen angefordert werden.

Wie erreicht man Schüler:innen, die noch sprachliche Barrieren haben, mit projektorientiertem Unterricht, wie steigert man die Selbstkompetenz und die Selbstwirksamkeit solcher Schüler:innen? Das waren inhaltliche Aspekte des Workshops "Orientierung bieten durch Projekte im MINT-Unterricht" von Dr. Frauke Engelhardt vom Schülerforschungszentrum Berlin e. V.

Im Workshop "Making und Bildung für nachhaltige Entwicklung im Schulkontext" haben Caroline Servais und Kaspar Rothaus vom GoodLab der Jungen Tüftler:innen vorgestellt, wie man ein digitales und interaktives Poster mit Hilfe von Makey Makey gestalten kann.

Silke Schaper von der Klax Schule stellte verschiedene spannende Möglichkeiten vor, Making-Aktivitäten auch niederschwellig im Grundschul-Unterricht einzuführen.

Ein ziemlich beeindruckendes Gebäudemodell, das von Schüler:innen erbaut wurde und ihre Visionen für zukünftiges Wohnen darstellt, sowie zahlreiche Calliope mini zum Messen von Unweltfaktoren wurden von Katrin Wittig (StadtundZukunft.org) sowie von Detlef Roth (digital-forschen.de) im Workshop "Stadt der Zukunft - Wasser und Energie. Ökologische Stadtentwicklung mit Schüler:innen der Grundschule - gemeinschaftlich planen, ökologisch bauen und sinnhaft messen" vorgestellt.

Laura Krauß stellte im Workshop "Hacking und Making im Unterricht: Anregungen und Erfahrungen aus dem Projekt 'Make Your School'" die bundesweite Initiative "Make Your School" vor, ein Projekt von "wissenschaft im dialog", das mehrtägige Making-Projekte an Schulen durchführt und dafür das Material sowie die Betreuer:innen stellt.

Bei Dr. Alexander Stendal vom Energiezentrum Pankow am Robert-Havemann-Gymnasium ging es in die fachliche Tiefe - hier wurden im Workshop "Mikrocontroller im naturwissenschaftlichen Unterricht - ein ideales Fundament für Making-Themen" angesteuert und programmiert. 

Wie kann man Making-Projekte planen und wie geht man mit längeren Phasen um, wie dem Drucken eines 3D-Modells? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Workshop von Robert Kaml (Hermann-von-Helmholtz-Schule).

Abschlussdiskussion

Nach den Workshops wurde die Tagung durch eine kleine Gesprächsrunde mit den beiden Schulleitungen, Herrn Dr. Podkaminski von junior1stein sowie Caroline Servais von den Jungen Tüftler:innen und Detlev Roth von digital-forschen.de abgeschlossen. Die Gesprächsführung hatte Meinhard Jacobs. Hier wurde deutlich, welche Stärken im Making und Tüfteln liegen, jedes Kind mit den jeweiligen unterschiedlichen Interessen anzusprechen, praktisch zu arbeiten, Kunst und MINT zu verknüpfen, Bildung für nachhaltige Entwicklung zu integrieren und vieles mehr.

Es wurden aber auch die Herausforderungen angesprochen, die sich aus den manchmal eher kontraproduktiven Schulstrukturen, den Lehrplänen, deren Stoffdruck offene und damit meist zeitintensive Making-Prozesse erschwert, und den häufig fehlenden Kompetenzen der Lehrkräfte thematisiert - auf dem Weg zur Making Education sind wir alle, Schüler:innen, Lehrkräfte und Erzieher:innen, noch Lernende. Und das ist auch gut so!

Stimmen von Teilnehmer:innen zur Tagung

Lehreraussagen

... und ihre Erwartungen an die Politik

politische Aussagen
Campus-Logo
Logo Gustav-Falke-Schule
Logo Ernst-Reuter-Schule
Logo SenBJF
Logo Junior1stein
Logo Camino

Logo Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Logo Stadtebauförderung
Logo Quartiersmanagement
Logo QM Brunnenviertel-Ackerstraße
Logo SenStadt und Bezirk

Wir wünschen uns auch weiterhin Feedback zur Tagung - und zur Maker Education insgesamt!

Cookie Consent mit Real Cookie Banner